Potsdamer Konferenz - Forum II

Veronika Pahl

Chancengleichheit in der berufliche Bildung zwischen Benachteiligten- und Begabtenförderung, zwischen Aus- und Weiterbildung

Ich stehe vor der schwierigen Aufgabe, in einem Referat das Thema Chancengleichheit in der beruflichen Bildung zwischen Benachteiligten- und Begabtenförderung, zwischen Aus- und Weiterbildung zu beleuchten. Schon ein einziger dieser vier Bereiche gibt Raum für eine Forumsdiskussion. Hinzu kommt die Dimension des Themas Chancengleichheit. Wenn wir heute über Chancengleichheit sprechen, dann meinen wir häufig in erster Linie die Gleichstellung von Männern und Frauen. Chancengleichheit kann aber gerade aus der Sicht von Bildungspolitikern und -politikerinnen nicht auf diesen einen für unsere Gesellschaft sehr wesentlichen Aspekt fokussiert werden.

Wir wollen bestmögliche Bildung für alle ermöglichen. Die Entwicklung der beruflichen, gesellschaftlichen und kreativen Fähigkeiten junger Menschen stehen im Mittelpunkt unserer Überlegungen. Das bedeutet: Wir müssen etwas tun für Jugendliche mit schlechteren Startchancen und wir müssen etwas tun für besonders leistungsbereite Jugendliche.

Zum Aspekt der Benachteiligtenförderung hat das BMBF vor kurzem eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung veröffentlicht. Sie hat den Titel "Jugendliche ohne Berufsausbildung" und bezieht sich auf junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren. Die Studie zeigt, dass bei uns in dieser Altersgruppe noch immer 11,6 % ohne Berufsabschluss bleiben und dass eine enorme Diskrepanz zwischen jungen Deutschen und jungen Ausländern besteht; unter den Deutschen bleiben 8,1 % und unter den ausländischen Jugendlichen 32,7 % ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Die Studie gibt auch Aufschluss über die Faktoren der Berufslosigkeit. Da ist u. a. zunächst der Zusammenhang mit der schulischen Vorbildung. So bleiben von den Jugendlichen, die keinen Schulabschluss erreichen, 65,5 % ohne Ausbildungsabschluss. Ein zweiter Punkt ist nach der Studie:

  • 37,9 % der Jugendlichen ohne Berufsabschluss haben von vornherein keine Ausbildungsstelle gesucht (Selbstauskunft),
  • 12,3 % eine Ausbildungsstelle nicht angetreten und
  • 35,9 % eine Ausbildung begonnen, aber nicht beendet.
Diese Zahlen beweisen, wie viel noch zu leisten ist im Bereich der Motivation, in der Berufsorientierung und in der ganz konkreten Unterstützung während des Ausbildungsprozesses. Was kann die Bundesregierung tun?

Um die Benachteiligtenförderung ist es in den letzten Jahren ziemlich still geworden. Die politischen Umstände haben dies mit sich gebracht. Aber sicher spielte auch eine Rolle, dass sie zur Regelförderung der Bundesanstalt für Arbeit geworden ist - eine Regelförderung auf sehr hohem Niveau.

Was wir zunächst brauchen, ist eine größere öffentliche Aufmerksamkeit für die Schwachen in unserem Bildungssystem.

So entschlossen sich 1998 rund 128.100 Jugendliche für die Aufnahme einer berufsvorbereitenden Maßnahme. Eine Maßnahme im Rahmen der Benachteiligtenförderung haben rund 113.700 Jugendliche aufgenommen, davon waren rund 32 % junge Frauen. Allein für die Benachteiligtenförderung wendete die BA 1998 über 1,5 Mrd. DM auf. Diese Zahlen sind enorm.

Wie die vorliegende Studie zeigt, sind aber neue Impulse notwendig, um Ausbildungs- und Berufslosigkeit bei jungen Menschen zu verhindern. Was wir zunächst brauchen, ist eine größere öffentliche Aufmerksamkeit für die Schwachen in unserem Bildungssystem. Es war deshalb richtig, die berufliche Förderung von Benachteiligten zum Thema im Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit zu machen.

Im Mai 1999 sind von der Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung des Bündnisses "Leitlinien zur Weiterentwicklung der Konzepte zur Förderung benachteiligter Jugendlicher und junger Erwachsener" beschlossen worden. Erstmalig besteht damit ein breiter Konsens über die Grundsätze, vorrangigen Ziele und notwendigen Maßnahmen in diesem Bereich. Ein anderer wesentlicher Beratungspunkt war die Sicherung betrieblicher Ausbildungsmöglichkeiten.

Im Ergebnis halten die Bündnispartner an dem Ziel fest, auch benachteiligte Jugendliche in arbeitsmarktverwertbaren Ausbildungsberufen auszubilden, die nach dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung anerkannt sind, zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit befähigen und Weiterbildungsoptionen eröffnen. Wir brauchen zweitens konkrete Initiativen, um die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. Darauf zielen die genannten Leitlinien zur Benachteiligtenförderung.

Sie gilt es jetzt umzusetzen. Einen ersten wichtigen Schritt wird das BMBF gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und der BA tun. In einem groß angelegten Modellprogramm werden in allen Arbeitsamtsbezirken innovative Konzepte in der Ausbildungsvorbereitung benachteiligter Jugendlicher erprobt. Das BMBF wird weitere Projekte auf den Weg bringen, die speziell dem Aufbau lokaler und regionaler Verbundnetze dienen. Auch bereiten wir gegenwärtig ein Aktionsprogramm für die Ausbildung ausländischer Jugendlicher vor.

Des Weiteren hat die Bundesregierung die Förderung unterschiedlicher Begabungen zu einem ihrer bildungspolitischen Ziele bestimmt. In der beruflichen Bildung und an den Hochschulen bieten wir flächendeckende Programme zur Begabtenförderung an. Demgegenüber ist die Begabtenförderung in Schule und Vorschule vor allem Aufgabe der Länder. Die Bundesregierung unterstützt deren Politik durch flankierende Maßnahmen, insbesondere durch 19 Bundesleistungswettbewerbe, und stellte hierfür 1999 über 8 Mio. DM zur Verfügung.

Im Programm Begabtenförderung berufliche Bildung, das vom BMBF mit rund 26 Mio. DM jährlich gefördert wird, befinden sich zur Zeit rund 13.000 Stipendiaten und Stipendiatinnen. Dieses Programm hat in den vergangenen Jahren auch dazu beigetragen, dem Ziel der Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung ein gutes Stück näher zu kommen. Auch dies ist ein Aspekt von Chancengleichheit.

Denn begabte junge Menschen gibt es nicht nur im Gymnasium und an der Hochschule, es gibt sie auch in Betrieben, Praxen und Verwaltungen. Die besondere Leistung in der Berufspraxis ist ebenso wichtig wie die in wissenschaftlicher oder künstlerischer Arbeit, sie verdient ebenso Anerkennung und Förderung.

Die besondere Leistung in der Berufspraxis ist ebenso wichtig wie die in wissenschaftlicher oder künstlerischer Arbeit, sie verdient ebenso Anerkennung und Förderung.

Das Programm fördert begabte junge Fachkräfte, die sich in ihrem Beruf durch Weiterbildung qualifizieren wollen. Der Anteil der Frauen bei den Neuaufnahmen des Jahres 1998 lag bei 44 %. Gemessen an ihrem Anteil von 43 % bei den erfolgreichen Prüfungsteilnehmern des Jahres 1997 sind sie damit gut repräsentiert. Weiterhin ist seit Mitte 1999 auch für Absolventen der bundesgesetzlich geregelten Fachberufe im Gesundheitswesen, die insbesondere von jungen Frauen nachgefragt werden, die Aufnahme in das Programm möglich.

Zum Thema Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung gehört ferner die Forderung des Bundes, Absolventen qualifizierter beruflicher Aufstiegsfortbildung, wie z. B. Meistern, Fachwirten, und Technikern, im Rahmen einer länderübergreifenden Vereinbarung einen Hochschulzugang nach einheitlichen Kriterien zu ermöglichen. Dazu wurde zwischenzeitlich das Hochschulrahmengesetz novelliert und in § 27 beruflich Qualifizierten grundsätzlich die Möglichkeit der Zulassung eröffnet.

Die zum Teil erheblich differierenden landesrechtlichen Bestimmungen für die Zulassung beruflich Qualifizierter bleiben allerdings bestehen, auch wenn heute die Möglichkeit für die auf diesem Wege zugelassenen Studierenden besteht, nach der Zwischenprüfung oder dem Vordiplom studienfachbezogen die Universität zu wechseln. Aus der Sicht der Bundesregierung sind daher weitere Initiativen erforderlich. Wir werden - so auch ein Beschluss der Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung des Bündnisses - hierzu Gespräche mit den Ländern aufnehmen. Uns geht es dabei um mehr Einheitlichkeit, mehr Transparenz und letztlich um mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem.

Ich möchte nun zur Frage der Chancengleichheit von Frauen und Männern bei dem Übergang von der Schule zum Beruf kommen. Die gängigste These in diesem Zusammenhang ist, dass Frauen im dualen System der Berufsausbildung unterrepräsentiert sind. Für sich betrachtet stimmt diese Aussage. Aber machen wir es uns hier nicht zu einfach? Müssen wir bei unseren Aussagen, die letztlich auch eine Wertung implizieren, nicht das gesamte Spektrum der Berufsausbildungsangebote betrachten? Ich würde dies gern noch mit Ihnen weiter diskutieren.

Die Beteiligung von jungen Männern und Frauen an den verschiedenen Berufsausbildungsangeboten ist nach wie vor sehr unterschiedlich. Anteil junger Frauen:

  • an allen Auszubildenden im dualen System 1997: 40 % (knapp 648.000);
  • an der vollqualifizierenden Berufsausbildung in Berufsfachschulen und in den Schulen des Gesundheitswesens jeweils bei knapp 80 % (insgesamt rund 221.000);
  • bei den Studienanfängern: rund 49 % (knapp 63.000);
  • bei der Laufbahnausbildung im Beamtenverhältnis rund 60 % (rund 74.000).
Die unterschiedlichen Frauenanteile in diesen Ausbildungsgängen werden sowohl durch das immer noch deutlich unterschiedliche Berufswahlverhalten von jungen Frauen und jungen Männern als auch durch das Auswahlverhalten von Ausbildungsbetrieben sowie die späteren Beschäftigungs- und Entwicklungschancen von Frauen in den verschiedenen Bereichen beeinflusst. Bei den beruflichen Schulen haben wir es nicht zuletzt mit einer historisch gewachsenen Struktur zu tun.

So ist der vergleichsweise geringere Frauenanteil im dualen System auf die niedrigen Frauenanteile in der gewerblich-technischen Ausbildung für Industrie und Handwerk zurückzuführen, die nahezu ausschließlich im dualen System angeboten wird; während Ausbildung in Dienstleistungsberufen, an der Frauen - zum Teil erheblich - überproportional beteiligt sind, in breiten Bereichen (z. B. Gesundheit, Erziehung, Sozialpädagogik) ausschließlich außerhalb des dualen Systems angeboten wird.

Die starke Orientierung junger Frauen auf Dienstleistungsberufe mit Blick auf die Entwicklung von Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen muss auch positiv bewertet werden.

Im dualen System selbst haben wir Konzentrationsprozesse zu verzeichnen: 54 % der weiblichen Auszubildenden und 41 % der männlichen Auszubildenden verteilen sich jeweils auf nur zehn Ausbildungsberufe. Während unter den zehn am stärksten besetzten Ausbildungsberufen für junge Frauen neun kaufmännische bzw. Dienstleistungsberufe und nur ein Handwerksberuf (Friseurin) sind, befinden sich unter den zehn am stärksten besetzten Berufen für männliche Auszubildende acht gewerblich-technische Berufe. Im Ergebnis sind deshalb nur rund 10 % der Ausbildungsbeginner in den Fertigungsberufen des dualen Systems junge Frauen. In den Dienstleistungsberufen des dualen Systems liegt ihr Anteil an den Ausbildungsbeginnern dagegen bei 70 %.

Meines Erachtens muss die starke Orientierung junger Frauen auf Dienstleistungsberufe mit Blick auf die Entwicklungen von Wirtschafts- und Beschäftigungsstrukturen auch positiv bewertet werden. Entscheidend ist, dass die gewählte Berufsausbildung in eine relativ sichere Beschäftigung führt und jungen Frauen die gleichen Weiterbildungsoptionen und beruflichen Entwicklungsperspektiven eröffnet wie jungen Männern.

Insofern bieten neue Ausbildungsberufe, die wachsende Beschäftigungsfelder im Dienstleistungsbereich sowie im Bereich neuer Technologien und Medien für die Berufsausbildung erschließen, auch neue attraktive Ausbildungschancen für junge Frauen. Die Frauenanteile der in den letzten Jahren neu geschaffenen Ausbildungsberufe im Medienbereich (Frauenanteil über 50 %) und im Bereich der Informations- und Telekommunikationstechnik (Frauenanteil bei oder unter 25 %) verdeutlichen allerdings, dass die hier liegenden Chancen bisher von jungen Frauen noch sehr unterschiedlich genutzt werden.

Eine weitere Forderung ist, dass junge Frauen mehr als bisher in gewerblich-technischen Berufen ausgebildet werden. Trotz aller Initiativen in den vergangenen Jahren haben wir jedoch festzustellen, dass es zu keinem nennenswerten Anstieg bei der Ausbildung und Beschäftigung von Frauen in solchen Berufen gekommen ist. Gleichwohl denke ich, dass Aktivitäten zur Erweiterung des Berufswahlspektrums junger Frauen und zur Erhöhung der Bereitschaft der Betriebe, sie mehr als bisher auch in bislang eher "frauenuntypischen" Berufsbereichen auszubilden und zu beschäftigen weiterhin von besonderer Bedeutung bleiben. Fortschritte können aber nur erreicht werden, wenn hier ein ausreichendes und auswahlfähiges betriebliches Ausbildungsplatzangebot zur Verfügung steht.

Und: Langfristig stabile Veränderungen der geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Berufswahl sind auch nur dann zu erwarten, wenn mit einer Zunahme der Ausbildung von Frauen in bisher "typischen Männerberufen" auch eine entsprechende Zunahme ihrer Beschäftigung und die Verbesserung ihrer beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten in diesen Berufen einhergehen. Mit Blick auf den Zusammenhang zwischen Berufswahl und Beschäftigungschancen ist deshalb für die Ausbildung junger Frauen bedeutsam, dass sich die Sozialpartner in der Arbeitsgruppe Aus- und Weiterbildung des Bündnisses darauf verständigt haben, bis Oktober 1999 in den Bereichen

  • "Gesundheit",
  • "Kultur - Freizeit - Tourismus",
  • "Transport, Verkehr und Logistik" sowie
  • "Umwelt"
Vorschläge für neue Ausbildungsberufe vorzulegen. Dabei handelt es sich überwiegend um Dienstleistungsbereiche mit auch bislang guten Beschäftigungschancen für Frauen und damit um Berufsfelder, in denen neue Ausbildungsberufe bei jungen Frauen auf verstärktes Interesse stoßen werden.

Vergleicht man bundesweit nur vollzeitbeschäftigte Männer und Frauen, ist die Beteiligung von Frauen an beruflicher Weiterbildung mit 45 % höher als die der Männer mit 43 %.

Zur Chancengleichheit in der Weiterbildung: Um hier ein Bild zeichnen zu können, muss ich auf verschiedene Statistiken zurückgreifen. Die einzig verfügbare Gesamtdarstellung zur Weiterbildung in Deutschland ist das Berichtssystem Weiterbildung. Die ersten Ergebnisse des BSW VII, die sich auf das Weiterbildungs-verhalten der 19- bis unter 65-jährigen Bevölkerung beziehen, zeigen bundesweit einen deutlichen Anstieg in der Weiterbildungsbeteiligung von 42 % in 1994 auf 48 % in 1997.

Frauen nehmen 1997 mit 47 % insgesamt etwas seltener als Männer mit 49 % an Weiterbildung teil. Die Weiterbildungsbeteiligung zwischen Männern und Frauen hat sich weiter angenähert. 1979 lag die Differenz noch bei acht Prozentpunkten. Differenziert nach Bereichen beteiligen sich Frauen öfter als Männer an allgemeiner (34 % zu 36 %), jedoch seltener an beruflicher Weiterbildung (26 % zu 35 %.)

Hier spiegelt sich insbesondere die geringe Erwerbsbeteiligung der Frauen wider. Auch üben sie häufiger eine Teilzeitbeschäftigung aus. Vergleicht man bundesweit nur vollzeitbeschäftigte Männer und Frauen, ist die Beteiligung von Frauen an beruflicher Weiterbildung mit 45 % höher als die der Männer mit 43 %.

Weiterhin zeigen die Ergebnisse des BSW, dass die unterschiedliche geschlechtsspezifische Beteiligung im Bereich der beruflichen Weiterbildung ausschließlich in den alten Ländern besteht. Dort liegt die Teilnahmequote der Männer mit 34 % um 11 Prozentpunkte höher als die der Frauen. In den neuen Ländern weisen dagegen Männer und Frauen mit 37 % bzw. 36 % in etwa die gleiche Teilnahmequote auf. Das BSW sagt uns, dass auch hier Faktoren wie Erwerbstätigkeit, Berufsbildung und berufliche Stellung zu berücksichtigen sind.

Wie sieht das Zahlenbild 1997 für die damals noch nach dem AFG geförderte berufliche Weiterbildung aus? Insgesamt sind bundesweit rund 66.500 Personen aus Maßnahmen zur Fortbildung und Umschulung mit Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf ausgetreten. Der Anteil der Frauen betrug 46,3 % (rund 30.800). Auch hier waren im Ost-West-Vergleich in den neuen Ländern mehr Absolventinnen als Absolventen einer solcher Maßnahme zu verzeichnen (Frauen: 54 %, Männer: 46 %). In den alten Ländern ist das Bild umgekehrt (Frauen: 39 %, Männer: 61 %).

Bundesweit betrachtet wählten die Frauen bei diesen Maßnahmen am häufigsten die Berufe

  • * Bürofachfrau,
  • * Bauzeichnerin,
  • * Industriekauffrau.
Die ersten drei von den Männern am häufigsten gewählten Berufe sind:
  • * Berufskraftfahrer,
  • * Tischler,
  • * Maurer.
Wenig anders sieht es im Bereich der Weiterbildungsprüfungen bei den Industrie- und Handelskammern aus. Insgesamt lag hier die Anzahl der Teilnehmer 1997 bei 63.400. Der Anteil der Prüfungsteilnehmerinnen betrug 46,2 %. Für den kaufmännischen Bereich lag der ent-sprechende Wert bei 60,1 % und den industriell-technischen bei 9,4 %. Bei den Meisterprüfungen im Handwerk betrug der Frauenanteil 11 %. Hinsichtlich der Berufsorientierung zeigt sich hier damit ein ähnliches Bild wie in der dualen Berufsausbildung.

Aus der freiwilligen Fernunterrichtsstatistik geht hervor, dass der Anteil der Frauen 1997 an allen Teilnehmern 41,2 % betrug, 1996 waren es noch 36,4 %. Von ihnen wurden vorwiegend Lehrgänge in den Bereichen Pädagogik/ Psychologie, Geisteswissenschaften sowie Freizeit/ Gesundheit/ Haushaltsführung belegt.

Zusammengefasst aus dieser - ich hoffe nicht allzu "zahlengespickten" - Situationsbeschreibung zur Beteiligung der jungen Frauen und Mädchen an beruflicher Erstausbildung und beruflicher Weiterbildung - ergeben sich für mich insbesondere folgende Fragen für eine weiterführende Erörterung hier im Forum:

  • Gilt es in den östlichen Bundesländern als "Luxusdebatte"?
  • Sollten wir an den Bemühungen festhalten, die gewerblich-technischen Ausbildungsberufe für Frauen und junge Mädchen weiter zu öffnen?
  • Ist es richtig, mit Blick auf die jungen Frauen auf neue Berufe insbesondere im Dienstleistungsbereich und in neuen Beschäftigungsfeldern zu setzen und welche Benachteiligungen könnten damit verbunden sein?
  • Sind die Befunde der Berufswahlforschung ausreichend berücksichtigt?
  • Ist die Forderung nach Chancengleichheit von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft vorrangig ein Beschäftigungsproblem und erst nachrangig ein Problem der beruflichen Aus- und Weiterbildung?
  • Welchen Aspekten müssten wir uns aus Ihrer Sicht in der Berufsbildungspolitik einschließlich der Benachteiligten- und Begabtenförderung noch stärker zuwenden?


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Einführung/Thesenpapier/
Bericht

- Veronika Pahl
- Maria-Eleonora Karsten/
  Christoph Ehmann

Round-Table 1:
Rahmenbedingungen beruflicher Bildung:

- Prof. Dr. Maria Eleonora Karsten
- Dr. Winfried Heidemann

Round-Table 2:
Chancengleichheit als
Auftrag für die duale
und schulische Berufsaus-
bildung

- Hermann Rademacker
- Ingo Schlüter