Der Potsdamer Kongress der Gesellschaft Chancengleichheit e.V.
und die Erarbeitung der Potsdamer Erklärung wurden gefördert durch:

Bundesministerium für Bildung und Forschung
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg
Zweiwochendienst

 

Presseerklärung

Pressemitteilung der Gesellschaft Chancengleichheit e.V. vom 24.1.2000:
Mehr politische Initiative für Chancengleichheit gefordert

Mehr politische Initiative für Chancengleichheit und zur Abwehr von Gefahren sozialer Spaltung hat die Gesellschaft Chancengleichheit gefordert. Mit ihrer am 24. Januar 2000 in Berlin veröffentlichten "Potsdamer Erklärung" appelliert die Vereinigung von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Publizistik an die Regierungen und Parlamente in Deutschland, aber auch in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, sich konsequent und nachhaltig für soziale Gerechtigkeit, gleiche Bildungschancen für alle und die Gleichberechtigung der Geschlechter zu engagieren. Nur so kann der Zusammenhalt der Gesellschaft gewährleistet werden.

Nach Auffassung der Verfasserinnen und Verfasser der Potsdamer Erklärung ist der Anspruch auf Chancengleichheit trotz beachtlicher Anstrengungen in Deutschland vielfach noch nicht eingelöst. Nach wie vor stellen z.B. Geschlecht, soziale Lage, Kultur und Herkunft Diskriminierungsmerkmale dar. Wo Menschen von Zukunftschancen und der Teilhabe am Wohlstand der Gesellschaft abgeschnitten werden, sind sie anfällig für politische Verführung oder Apathie.

Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die Bildungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts entwickelt die Potsdamer Erklärung eine neue Gesamtsicht zu einer Politik für Chancengleichheit. Zu ihren Zielvorgaben gehören Geschlechterdemokratie, soziale Gerechtigkeit, Solidarität sowie Interkulturalität.

Eine Schlüsselrolle fällt dem Recht auf Bildung zu. Hiervon hängen in der Bildungsgesellschaft anders als bisher die Chancen individueller Lebensgestaltung ab. Das Recht auf Bildung muss

  • auf das vorschulische Alter (3-6 Jahre) ausgedehnt werden,
  • Zuwanderinnen und Zuwanderern mehr als bisher die Chance zur Integration in die Gesellschaft eröffnen,
  • jungen Menschen den Zugang zum Beruf ermöglichen,
  • in der Weiterbildung als leitendes Prinzip lebensbegleitenden Lernens Anerkennung finden,
  • mit dem öffentlichen und freien Zugang zum Internet verknüpft werden.

Bildungspolitisch votiert die "Potsdamer Erklärung" u.a. konkret für eine Einführung der Bildungspflicht ab dem 4. Lebensjahr und ein breites Angebot an Ganztagsschulen, für den Abbau des Bildungsgefälles zwischen West- und Ostdeutschland, die Gleichwertigkeit vollzeitschulischer und dualer betrieblicher Ausbildungswege und die regelmäßige Freistellung für Weiterbildung.

Die Gesellschaft Chancengleichheit sieht in der rechtlichen und tatsächlichen Gleichstellung der Geschlechter eine zentrale Aufgabenstellung für die Politik. Gender-Mainstreaming ist gegenwärtig der wichtigste Politikansatz zur Überwindung der Geschlechterungleichheit. Der öffentlichen Verwaltung weisen die Autorinnen und Autoren der Potsdamer Erklärung die Rolle einer Vorreiterin zu. Vorgeschlagen wird die Schaffung von Kompetenzzentren für Geschlechterfragen.

Die "Potsdamer Erklärung" basiert auf den Ergebnissen eines von den Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie Familie, Senioren, Frauen und Jugend und vom Land Brandenburg geförderten Kongresses, der vom 11.-13. November 1999 in Potsdam stattgefunden hat.